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Die Pfännerfamilie Quetz in Halle
von Werner Knöllinger
(Vortrag im Rahmen des Familientreffens 1991)
Lassen Sie mich zunächst etwas generell sagen. Was ist los, was war da?
Die Stadt Halle hat von jeher ihren Reichtum im Salz gehabt. Unterhalb des
Giebichensteins sprudelten die Solquellen. Sie waren Eigentum der Erzbischöfe
von Magdeburg. Jene haben sie aber verpachtet, gewissermaßen als Lehen an die
Pfänner.
Pfänner, nun - wer war denn das? Da muss man zunächst einmal wissen, wo der
Name herkommt. Die Salzsole wurde über einem holzgefeuerten Ofen in einem
"Kote" genannten Gebäude in einer Pfanne verdampft. In dieser Pfanne
kristallisierte auf diese Weise nach und nach das Salz aus. Von diesem
Metallgefäß, einer Pfanne, kommt der Name Pfänner. In Halle wurden die Pfänner
auch vielfach "Salzjunker" genannt. Das ist zunächst einmal die Voraussetzung
von dem ganzen. Unsere Vorfahren waren ganz einfach Pfänner in Halle.
Nun ist die nächste Frage: Wo kommen sie her? Welche Funktion
hatten sie gehabt? Da ist zunächst: Bei den alten Pfännern in Halle
erscheint der Name Quetz zunächst noch nicht. Aber später, in einer
Zeit, die um das 12. Jahrhundert herum liegt, erscheinen erstmals die
Pfänner auch in der Literatur sehr ausführlich, da erscheint auch ein
Quetz. Die Pfänner an sich hatten eine Lebensweise in Halle, einen gewissen
Reichtum und damit eine gewisse Macht erworben. Der wurde noch verstärkt, indem
der Landadel - und da stammen wir sicherlich her - vom Land in die Stadt Halle
zog. Das Dorf Quetz liegt ja nur 16, 17 km von Halle weg. Deshalb darf man auf
Grund der Stellung der Pfänner und auch wegen deren Reichtum fast annehmen, dass
die Herren vom Landadel, nach Halle gegangen sind. Das war eben ein
Anziehungspunkt. Auf der einen Seite war es der Reichtum. Auf der anderen
Seite wurden die Einnahmen des Landadels durch Erbteilung, aber auch durch
immer höhere Abgaben gemindert. Im Gegensatz dazu gab es im Halleschen
Patriziat immer wieder finanziellen Zuwachs. Durch das Salz war genug da. So
war es in der damaligen Zeit und so hatten sie ganz einfach einen Drang
dorthin - ich kann das heute sehr gut verstehen. Wir gehen ja auch an sich
dahin, wo man am meisten bekommt. Deshalb ging der Landadel also nach Halle.
Er wurde sogar von den alteingesessenen Pfännern nicht einmal abgewiesen,
sondern im Gegenteil sogar mit Freuden aufgenommen. Es gab im wesentlichen
zwei Hauptgründe hierzu. Der eine war die Möglichkeit der Einheirat. Sie
brachte den alten Landadel auch dem Sohn, dem Arzt. Der andere Grund war, dass
der Landadel als Privileg das Recht zur Jagd besaß, welches die
Patriziergeschlechter nicht hatten. Das Jagdrecht war damals sehr
gesucht und der Landadel brachte es gewissermaßen in das Hallesche
Patriziat mit ein. Dieses Recht zur Jagd hat dazu geführt, dass in der
Nähe, nordöstlich von Halle, in Richtung Quetz, dem Dörfchen Quetz,
bis an die Grenzen des Churkreises-Sachsen - also rund 15 km - ein
weitläufiges Jagdrevier entstand, das sogenannte "Pfännergehege", in
dem auch die Patrizier das Jagdrecht ausüben konnten.
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Die Patrizier selbst hatten im Laufe der Jahre eine ganz enorme Macht in
Halle entwickelt, und die Pfänner spielten die entscheidende Rolle dabei. Wenn
man das ganze verfolgt, muss man sich einmal über die Verfassungen der Stadt
Halle Gedanken machen. Da ist es zum Beispiel so, dass im Jahre 1411 der Rat
der Stadt Halle aus 2 Ratsmeistern, 4 Vertretern der Pfänner und bis zu 6
Vertretern der "Gemeinheiten" bestand. Unter den beiden Ratsmeistern konnte
schon einer Pfänner sein. Im Rat waren vier der Vertreter der Pfänner in jedem
Fall dabei. Die sogenannte Gemeinheiten waren vorwiegend Vertreter der Kirchen.
Es spielten aber auch noch die Bornmeister eine Rolle, die die Quellen
verwaltet haben. Auch sie waren oft Pfänner. Auch sie hatten eine gewisse
Macht. Sie besaßen nämlich das Recht, den Ratssitzungen beizuwohnen und
wurden auch hinzugezogen. Somit hatten die Pfänner eine gewisse Macht und
konnten damit die Stadt Halle mehr oder weniger beherrschen. Aber schon wenige
Jahre später, im Jahre 1427, haben sich von Beginn an die Zünfte, aber auch
die anderen Innungen und auch die sogenannten "Gemeinen" Bürgerschaften gegen
diese Herrschaft der Pfänner der Stadt aufgelehnt, und so wurde in diesem Jahr
eine neue Verfassung entworfen. Die war nun folgendermaßen: Der Rat wurde
durch Einbeziehung der Innungen, Zünfte und der Gemeinen Bürgerschaften auf 30
Personen erweitert, darunter zwei Stadtschreiber. Es gab einen sogenannten
engeren, den sogenannten "sitzenden" Rat - wir würden heute vielleicht von
einem städtischen Hauptausschuss oder so ähnlich reden - in dem im Grunde
genommen nur noch zwei Pfänner vertreten waren, bzw. vertreten sein durften.
Die vier Pfänner durften nicht mehr dabei sein. Da kann man sich vorstellen
(wenn man eine gewisse Demokratie hinzuzieht), dass die Macht der Pfänner ganz
gewaltig beschnitten worden war.
In den folgenden Jahren kam nun hinzu, dass die Innungen, die Bürger, die
normalen Bürger, wie wir heute gelten, dass die sich immer mehr beschwert
haben. Es kam sogar soweit, dass zur gewissen Zeit Streiks waren, in denen die
Arbeiter auch schon um Löhne gestreikt haben. Das ist aktenkundig, also
nachweisbar. Und als zweiter Punkt kam hinzu, dass die Obrigkeit immer mehr
Abgaben von den Pfännern forderte. Die hatten sich natürlich gewehrt: man hat
schließlich ihre Macht eingeschränkt. Ich kann heute verstehen, wie das damals
gelaufen ist. Dass nur ganz wenige oben stehen, die alles haben. Dass irgendwann
die Revolution von unten kommt und man sich dagegen wehrt. Man hat an dieser
Macht der Pfänner geknabbert, möchte ich sagen. Hinzu kamen aber auch andere
Dinge. Insbesondere dem Herzog Ernst von Sachsen und auch dem Magdeburger
Erzbischof, Johannes, Pfalzgraf zu Rhein, war die Macht der Stadt Halle wegen
ihres Reichtums an Salz zu groß. Nur haben die Haller, wenn man die Literatur
durchliest, zu Beginn vermutlich gar nicht erkannt, worum es ging. Es ging um
die Macht über die Stadt Halle. Der Rat der Stadt Halle hat das wieder mehr
oder weniger auf die Pfänner umgelegt. In Wirklichkeit war aber von der hohen
Obrigkeit sowohl weltlicherseits wie auch kirchlicherseits durchaus die Macht
der Stadt Halle gemeint. Nun hat sich das ganze im Laufe der Jahre entwickelt,
so dass es praktisch zu regelrechtem Aufruhr kam. Das möchte ich nur sagen:
Unsere Vorfahren hatten eine gewisse Schlüsselrolle in Halle gehabt und mussten
sie im Rahmen der Zeitereignisse ganz einfach abgeben.
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Nun, was wissen wir von unseren direkten Vorfahren? Wie waren sie daran
beteiligt? Da muss man zunächst feststellen, dass die ältesten Urkunden - ich
möchte das nur erwähnen -, in denen der Name Quetz in Halle auftritt, aber
noch nicht direkt in Verbindung mit den Pfännern, ist im Jahre 1275: ein Cyne
von Quez - das ist der erste. Er nennt sich auch "von" und das Quetz schreibt
sich am Ende nur mit "z". Aber Schreibweisen wechseln, sie gehen hin und her.
Cyne von Quez tritt erstmals im Schöffenbuch von Halle auf. Er war verheiratet
und hatte Kinder. Mehr wissen wir von ihm im Grunde nicht. Bemerkenswert ist
aber, daß in dieser Urkunde schon eine gewisse Verbindung zu dem Dorf Quetz
hergestellt wird (Heute Quetzdölsdorf, südlich von Zörbig, etwa 16 bis 17 km
nordöstlich von Halle). Ich spekuliere jetzt einmal: Es könnte doch durchaus
so gewesen sein, daß wir es bei diesem Cyne von Quez mit dem ersten zu tun
haben, der von dem Dorf Quetz an die "reiche Quelle", also nach Halle
gewandert ist und er möglicherweise - der Begründer der Quetz-Familie in Halle
ist. Allerdings müssen wir berücksichtigen, daß die Urkunde 1275 ausgestellt
ist, und ab 1266 sind erst die Schöffenbücher in Halle geführt worden. Sie
sind im Original zudem nicht mehr erhalten, sondern wurden vielfach
abgeschrieben, und mit jeder Abschrift nimmt bekanntlich die Zahl der Fehler
zu, so daß wir dabei nicht sicher sein können und diese Quetz-Familie auch
schon früher in Halle gelebt haben könnte und sich nach ihrem Besitz oder
ihrer Herkunft - also Quetz - genannt hat. Es liegt aber die Vermutung nahe,
daß Cyne einer der ersten war, die von dem Dorf Quetz nach Halle gewandert
sind.
Cyne von Quez hatte einen Sohn. Der nennt sich auch "von": Hans von Quez.
Auch er ist im Schöffenbuch erwähnt: Er wurde Vormund bei Haghedorns Tochter.
Haghedorn war zur damaligen Zeit einer der reichsten und einflußreichsten
Edelmänner in Halle und unser Vorfahre wurde in jener Familie gesetzlicher
Vormund. Das sagt vielleicht etwas über seine Stellung aus, über sein Gewicht,
welches Hans ganz einfach hatte. Dieser Haghedorn ist ein wichtiges Beispiel.
Es ging damals um die Vormundschaft, und zur gleichen Zeit wurde auch sein
Haus, "Haghedorns Warte", in Halle abgerissen und an dessen Stelle die St.
Ulrichskirche gebaut. Mit einiger Sicherheit können wir davon ausgehen, daß
wir es da mit direkten Vorfahren zu tun haben, die aber noch nicht im
Pfännergeschäft nachweisbar sind Vermutlich war es so, aber leider ist es
nicht nachweisbar.
Wir haben einen weiteren Hansen von Quez. Ich gehe davon aus, daß es
wiederum ein Sohn von dem Hans war. Hansen taucht im Zusammenhang mit Rechten
des hallischen Klosters "Zum neuen Werk" 1368 erstmals dort auf. Auch er war
verheiratet. Er ist aber in dem Jahre 1368, so steht im Schöffenbuch, " . . .
dem Seligen . . . ". Demnach war er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon
tot.
Als nächster Nachweisbarer kommt im Jahre 1402 ein Cuntze von Quez. Diese
Quez schreiben ihren Namen übrigens überall nachfindbar immer noch nur mit
einem "z" am Ende. Cunze war auch verheiratet und sein Besitztum kann man
praktisch bis heute mehr oder weniger nachvollziehen - also diejenige Stätte,
wo es in Halle war: Sie erscheint in diesem Schöffenbuch. Cunze hatte damals
ein Besitztum in der sogenannten Knochenhauergasse in Halle. Die wurde
irgendwann im 17. Jahrhundert umgetauft in Fleischergasse. Und heute ist das
die Mittelstraße in Halle, Haus Nr. 9. Das Anwesen lag innerhalb der
Stadtmauern, nahe dem Steintor (in Richtung Wittenberge). Wenn Sie irgendwann
einmal dorthin kommen sollten, so schauen Sie es sich an. Es ist ein Haus in
dem einer unserer Vorfahren zu dieser frühen Zeit gelebt hat!
Vielleicht sollte man unter den ganz frühen Quetz, die nicht direkt mit
dem Pfännergeschäft in Verbindung zu bringen sind, noch die beiden Brüder
erwähnen, die im Schöffenbuch als solche ausgewiesen sind: Tamme und Heyne
von Quetz. Warum diese beiden im Schöffenbuch aufgeführt sind ist leider nicht
bekannt. Aus den Unterlagen geht lediglich eindeutig hervor, daß sie Brüder
waren.
Eventuell wäre noch, das ist aber nicht mehr ganz direkt mit der Stadt
Halle in Verbindung zu bringen, Otto von Quetz zu nennen, der nachweisbar am
4.11.1398 als Stiftsvasalle von Giebichenstein auftritt.
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Nun aber möchte ich zu unseren direkten Vorfahren kommen, die in dem
Pfännergeschäft tätig waren. Da ist der älteste, Johannes Quetz, der im Jahre
1385 von dem Magdeburger Erzbischof, Albrecht IV., mit den Solquellen belehnt
wurde. Da taucht er erstmals auf. Dann kommt dieser Eosinas, von dem wir nicht
nur durchaus behaupten, sondern auch nachweisen können, daß er unser direkter
Vorfahre ist. Er taucht 1400 erstmals auf. Und parallel dazu im Jahre 1407 ein
Cosmus Quetz.
Lassen Sie mich zunächst einmal auf den Cosmus eingehen (das wäre also
eine Nebenlinie von uns) und dabei auch darstellen, in welcher Form es damals
auf und ab ging, bis hin zu einem gewissen Untergang der Quetz in dem
Pfännergeschäft in Halle. Cosmus wird in der Zeit von 1407 bis 1459 des
öfteren erwähnt. Und zwar im Schöffenbuch 1407 bis 1426. Er ist ein Ratsherr
und erster Vertreter der Pfänner im engeren Rat 1413, also ein Spitzenmann.
Cosmus ist im Jahre 1419 Ratsherr und der zweite Vertreter der Pfänner. Er ist
in der Zeit von 1421 bis 1458 Kämmerer der Stadt gewesen. Stellen Sie sich das
einmal in der heutigen Zeit vor: Irgendein Ratsmitglied ist gleichzeitig der
Chef der Finanzen in einer Stadt und darf für sich abstimmen! Da kann man
schon 'mal die Macht der Pfänner, die die damals hatten, durchaus erkennen. Er
erscheint später im Jahre 1459 als Oberbornmeister, Chef dieser Solquellen.
Man muß konstatieren, daß er wahrscheinlich auch in diesem Jahre gestorben
ist. Zur gleichen Zeit nämlich, im gleichen Jahr, während seine Amtszeit noch
lief, taucht in den Unterlagen ein neuer Oberbornmeister auf. Wir gehen deshalb
heute davon aus daß er 1459 entweder direkt gestorben ist, oder aber er war so
krank, daß er das Amt ganz einfach nicht mehr ausüben konnte. Ein hohes Alter
hatte er ohnehin; für die damalige Zeit in jedem Fall, weil er ja schon 1407
erwähnt wurde. Gemäß einer Eintragung im Schöffenbuch von 1426 war er
verheiratet und hatte mehrere Kinder.
Er hatte einen Sohn, der hieß auch Cosmus. Dieser war an diesen
Pfännerunruhen mehr oder weniger direkt beteiligt, die ihren Höhepunkt etwa
1475 bis 1479 hatten. Er tritt als Ratsherr wiederholt auf bis zum Jahre 1475:
1459, 1463, 1469, 1472 und 1475. In der Zeit von 1463 bis 1475 war er auch
Kämmerer der Stadt Halle und hat auch die Pfänner vertreten. Es fängt jetzt
an, wo die Macht, die Verfassung der Stadt Halle eben ganz anders gelagert
war, wie fünfzig Jahre zuvor. Cosmus wird am 11.10.1475 als Vertreter der
Pfänner verhaftet. Er erscheint 1476 wieder einmal (26.3.1476) und vertritt
bereits wieder die Interessen der Pfänner. Am 24.6.1476 und am 4.7.1476 wird
Cosmus Quetz wieder als Ratsherr und Vertreter der Pfänner genannt. Zu der
Ratssitzung am 28.12.1476 wird er als Vertreter der Pfänner und Ratsherrn ganz
einfach nicht eingeladen. Cosmus wird ein paar Jahre später bestraft und
anschließend sogar enteignet, worauf ich noch zu sprechen komme. Da sieht man,
wie die Zünfte und die anderen maßgebenden Leute die Pfänner angegriffen haben.
Im November 1479 wird er verhaftet. Das gleiche gilt auch übrigens für die
anderen, die ich gleich noch erwähne.
Von Cosmus' Tochter Anna wissen wir - ich möchte noch ganz kurz auf dieses
Hochzeitsbüchlein eingehen - mit ganz großer Sicherheit, daß sie den 1484
geborenen Christoph von Schönitz geheiratet hat. Im Hochzeitsbüchlein erscheint
er als Schanz. Beide waren 1526 auf der Hochzeit von Ambrosius Quetz mit
Barbara Haller von Hallerstein in Nürnberg. Und wieder ein anderer, ein Hans
von Quetz, war der Sohn. Er tritt 1541 in Halle auf in dem Ausschuß der St.
Ulrichs Pfarrei, in der neuerbauten St. Ulrichs Kirche. Dort hat er sich für
die Übernahme des Lutherischen, der Reformation, stark eingesetzt. Gestorben
ist er 1546 in Halle.
Nun unsere direkten nachgewiesenen Vorfahren im Pfännergeschäft. Wie schon
gesagt, war der um 1400 in Halle lebende Eosinas Quetz - mein 14.
Ururururgroßvater - der erste Quetz in Halle, der in dem Pfännergeschäft tätig
war. Wir kennen von ihm vier Söhne: Der Briccius und der Eosinas sind beide
1431 erwähnt, haben aber ganz wahrscheinlich mit dem Pfännergeschäft nichts zu
tun gehabt.
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Dann kommt der Bertram. Er wird schon 1417 als Pfänner erwähnt. Ab 1456 bis
zu seiner Absetzung 1479 war er wiederholt Schöffe in Halle. 1475 wird er als
Besitzer einer Kote genannt. Bertram Quetz war wohl die führende Person, der
markanteste Kopf zur Zeit der Pfännerunruhen. Mit ihm ist es dasselbe wie zuvor
bei dem Cosmus. Die beiden haben die selben Phasen mitgemacht. Sie wurden aus
dem Rat ausgeschlossen usw. Sie wurden bestraft, zum Ende sogar enteignet.
Dieser Bertram muß zur Zeit der Pfännerunruhen, deren Höhepunkt erst 1479 war,
bereits ein hohes Alter gehabt haben. In dessen Hof und Haus fanden die
Besprechungen der Pfänner statt, da ihnen das Rathaus verschlossen war. Er hat
demnach eine gewisse Rolle gespielt. Wir gehen heute davon aus, daß er
einerseits so eine Art "Alterspräsident" der Pfänner war und auf der anderen
Seite hatte er ganz wahrscheinlich ein juristisches Studium und konnte die
Pfänner von dieser Seite aus eben besser beraten.
Unser direkter Vorfahr danach ist Hans von Quetz. Er tritt in der Zeit von
1412 bis 1431 mehrmals im Schöffenbuch als Pfänner auf und war 1443 Kämmerer
der Stadt Halle. Von ihm können wir im Grunde genommen das gleiche sagen. Ich
würde mich da wiederholen. Die sind alle zur gleichen Zeit bestraft worden,
zur gleichen Zeit enteignet worden. Dieser Hans Quetz war in der ersten Ehe
mit einer Anna verheiratet (Familienname unbekannt), und hat nach deren Tod in
zweiter Ehe 1426 eine Margarethe von Couluen (die Schreibweise ist nicht ganz
eindeutig) geheiratet. Sein Sohn Hans war ebenfalls wieder in seinen besten
Jahren in den Pfännerunruhen tätig, und eines seiner vielen Kinder war dieser
Ambrosius Quetz, er hat am 20. Januar 1526 in Nürnberg Barbara Haller von
Hallerstein geheiratet. Er war 1552, 1555 und 1559 Oberbornmeister in Halle.
Ambrosius erscheint ganz spät noch einmal: im Jahre 1576 ist er in Halle
gestorben. Also war er auch irgendwie noch in diesem Geschäft der Pfänner tätig.
Bei alledem gilt es im Auge zu behalten, daß man einen gewissen Unterschied
machen muß zwischen den Bornmeistern, die die Quellen verwaltet haben und den
eigentlichen Pfännern, die ja die Salzsieder waren. Ambrosius war es auch, der
gemeinsam mit seinem Bruder Cosmus im Jahre 1560 den heute noch in Halle
vorhandenen Schwibbogen am Grab seiner Gattin Barbara errichten ließ.
Bemerkenswert ist auch, daß Brüder von Ambrosius, Söhne von Hans, in
Wittenberge studiert haben und nicht als Pfänner verzeichnet sind: Cosmus,
Wolff und Adolarius Quetz.
Man muß aber bei allem jetzt bemerken: Ich habe mehrmals die Verhaftungen,
Enteignungen usw. erwähnt, und ich habe auch erwähnt, daß 1479 der Höhepunkt
der Pfännerunruhen war. Die einzelnen Besitze unseres direkten Vorfahren, dem
Hans von Quetz, gingen damals durch die Enteignung an Thomas Stoygen über.
Von dem Bertram Quetz an einen Simon Schweymo und von dem Cosmus Quetz an
einen Hans Kule. Unsere Vorfahren waren aber vermutlich alle sehr stark. Wir
wissen es heute nicht genau. Ich gehe aber davon aus, daß sie es sowohl
finanziell waren, wie auch auf Grund ihrer Bildung. Deshalb traten sie bereits
1483 wieder als Besitzer einer Kote auf. Einer Kote namens "Kamel". Es war eine mittelgroße Kote. Sie ist auch heute noch genau in Halle lokalisierbar, und zwar an einer Stelle in der Nähe der St. Gertraudenkirche, die der Liebfrauenkirche westlich vorgelagert ist. Dort gab es zwar nur eine mittlere Salzqualität, aber es zeigt, daß unsere Vorfahren eben schon wieder selbständig waren. Sie waren sozusagen schon wieder dabei. Sie haben in dem Geschäft schnell wieder mitgemischt. Es war wohl so, daß der in vielen Jahren gewachsene Einfluß der Pfänner nicht einfach durch einen Aufstand hinweggewischt werden konnte, und daß das fachliche Wissen und Können bei der Salzproduktion für die Stadt Halle lebenswichtig war.
Die Kote Kamel habe ich schon erwähnt. Das sind die letzten echten Nachweise,
wo während der Pfännerunruhen unsere Vorfahren tätig waren. Sie waren zwar
sicher auch noch später tätig und wir können noch eine ganze Reihe Daten
nachweisen. Ich möchte nur einige aufzählen. Da taucht als nächstes in dem
Pfännergeschäft ein Oberbornmeister auf: Ambrosius Quetz, gestorben 1576. Ein
Georg Quetz, 1568 gestorben. Eine Generation weiter kommen der 1577 geborene
Andreas Quetz, der 1583 geborene Caspar Quetz und der 1588 geborene Christian
Quetz. Letzterer ist wieder unser direkter Ahne. Wir gehen davon aus, daß das
der Vater von dem Hans war. Noch eine Generation später, als Bornmeister, im
Jahre 1651, ein Eobanus Quetz.
Und die Töchter haben auch wieder Pfänner geheiratet. So ist es umgekehrt,
wie wir nachweisen können. 1612 hat eine Elisabeth Quetz den Philip Schaden,
einen berühmten Pfänner in Halle, geheiratet. 1617 hat Blandina Quetz in die
Familie Paul Redel eingeheiratet. Redel ist auch ein sehr berühmter Pfänner.
Genauso hat 1620 Justina Quetz Konrad Roden geheiratet. Die waren immer in
irgendeiner Form wieder 'drin. Obwohl ich sagen muß, mit den Pfännerunruhen und
mit dem Überhandnehmen einer Art Demokratie - man kann es nicht direkt mit
unserem heutigen Verständnis von Demokratie vergleichen - war aber die
Blütezeit der Quetz-Pfänner in Halle zu Ende. Wir finden auch anschließend noch
Verwandte, die in dem Pfännergeschäft tätig waren, als Bürgermeister und
Kämmerer in Halle zu finden, wenn ich auch hier nur einige erwähnt habe. Die
anderen haben offensichtlich studiert, was auf Grund ihres Reichtums immer noch
möglich war. Einige sind in den Kriegsdienst gegangen, andere erwarben hohe
Stellungen am Hof verschiedener Herrscher. Dazu zähle ich auch im weitesten
Sinne den Zacharias. Sie waren an verschiedenen Höfen und erscheinen in einer
maßgeblichen Stelle. Man kann schon sagen, auf Grund des Reichtums haben sie es
geschafft, sicherlich auch auf Grund der Intelligenz, in einem anderen Sektor
ein Auskommen zu finden.
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Das sind die Angaben, die wir bisher aus dem verfügbaren Material destilliert
haben [man beachte den doppelten Wortsinn]. Mit viel Mühe. Es gibt noch sehr
viele dankbare Aufgaben, diese Daten zu vervollständigen, zu ergänzen. Ich stelle
fest, daß doch noch sehr viele junge Leute gibt von denen wir hoffen sollten,
daß sich irgendwer auch dafür interessiert und die Sachen ergänzt und
vervollständigt. Für uns war es sehr schwierig, sehr mühselig an die Daten zu
gelangen, manchmal sogar frustrierend Zur Zeit der DDR sind da sehr dumme
Dinger passiert. Ich möchte hier nicht auf Einzelheiten eingehen. Aber es war
also wirklich manchmal so, daß es keinen Spaß gemacht hat. Und ich gehe heute
davon aus, wenn wir noch mal ein, zwei Jahre weiter sind, und die Verhältnisse
sich dort stabilisiert haben, daß man neue Fakten finden könnte.
Zum Abschluß meines Vortrags möchte ich noch meiner Kusine, Cäcilie
Quetsch, recht herzlich danken. Sie hat mir sehr viel Literatur zur Verfügung
gestellt, so daß ich überhaupt damit arbeiten konnte. Ich komme vom Westerwald
wo die Universität nicht direkt daneben ist, und ich komme deshalb nicht so
ohne weiteres 'dran. Aber ich möchte auch erwähnen, daß die ganze Sache für
mich erst durch die Kommunikation mit Cäcilie interessant geworden ist. Ich
hätte mich ohne weiteres festgerannt und gesagt, Gott, was sollen die alten
Pfänner. Aber immer wieder kam eine Anregung. Immer wieder kam etwas. Einer
hat den anderen ergänzt. Deshalb möchte ich Dir ganz herzlich danken!
Ich möchte aber auch Karlheinz und Axel danken, daß sie das
[Familientreffen]
überhaupt ermöglicht haben. Wir haben alle im stillen Kämmerchen gearbeitet,
eine ganze Zeit lang, und ich bin sehr dankbar, daß wir überhaupt die
Möglichkeit haben, hier heut' das, was wir alle so ausgegraben
haben, 'mal einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen.
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